Microsoft hat vor einigen Monaten angekündigt, Microsoft Dynamics AX2012 mit Warehouse- und Transportation Management Funktionalitäten zu erweitern. Dies hat bei Kunden aber auch in der Partnerlandschaft zu Erleichterungen aber auch zu Verunsicherungen geführt. Traditionell waren die Warehouse Funktionalitäten in AX im Vergleich zu anderen ERP Lösungen, aber auch zu den Marktanforderungen wenig stark ausgeprägt. Distributions- und Transport Funktionalitäten waren mehr oder weniger inexistent. Dieser Umstand hat die Einführung von AX insbesondere bei Produktions- und Handelsbetrieben erheblich erschwert. Speditionsunternehmen konnten die Abläufe ohne Zusatzlösung nicht abbilden. Entsprechend gross ist die Erleichterung, dass durch die Erweiterungen des AX Standards nun eine Verbesserung erzielt werden kann.

Und woher kommt die erwähnte Verunsicherung? Damit die Prozesse in der Industrie mit AX abgedeckt werden konnten, hatten Benutzer von AX zwei Alternativen. Entweder konnte mit projektspezifischen (und kostspieligen) Entwicklungen die Lücke geschlossen werden oder aber Zusatzmodule (add on‘s) wurden eingesetzt, welche von Partnerbetrieben aus dem Microsoft Ecosystem hergestellt werden. Entsprechend stellt sich die Frage, wie es sich mit den getätigten Investitionen von Endkunden und Partnern verhält, welche im Regelfall auf den bestehenden Funktionalitäten von AX aufgesetzt sind.

a) Projektspezifische Anpassungen Gemäss heutigem Wissensstand sind die „alten“ WMS 1 und WMS 2 Module innerhalb von AX nicht kompatibel mit dem ab R3 verfügbaren Warehouse Management Modul. Ein Upgrade-Pfad ist nicht verfügbar. Die WMS1/2 Module sind jedoch auch noch unter R3 verfügbar. Über die weitere Zukunft dieser Module im nächsten Hauptrelease wurde noch nicht entschieden. Entsprechend ist positiv, dass ein Kunde auf R3 migrieren kann, ohne dass frühere Investitionen verloren gehen. Eine Nutzung der zusätzlichen neuen WMS- und TMS Funktionalitäten ist jedoch nicht möglich.

b) Einsatz von Zusatzmodulen Verschiedenste Hersteller von vertikalen und horizontalen Erweiterungen (so auch die CAPcargo) haben mit den bisherigen Lösungen erreicht, dass die Prozessanforderungen der Kunden häufig in einem sehr hohen Mass erfüllt wurden. Diese Hersteller müssen sich nun die Frage stellen, ob der neue Standard die bisher abgedeckten Zielmärkte nun bedienen kann oder nicht. Sollte die Analyse zeigen, dass das Zusatzmodul nach wie vor benötigt wird, muss danach geklärt werden, wie und mit welchem Aufwand die Integration unter den neuen Gegebenheiten zum AX Standard erreicht werden kann. Ein besonderes Augenmerk wird dabei die Inkompatibilität der alten und neuen Lagermanagementmodule verdienen. Für die Hersteller wird von zentraler Bedeutung sein, ob die notwendigen Investitionen sich mit zukünftigen Lizenzerträgen finanzieren lassen.

Mit welchen Auswirkungen hat nun CAPcargo zu rechnen? Ein Blick auf ausgewählte CAPcargo Produkte:

CAP.Transport für Logistikdienstleister nach wie vor ein Muss Die im AX Standard mit R3 Einzug nehmenden Transport Management Erweiterungen sind auf die Bedürfnisse der produzierenden Industrie im Bereich Supply Chain Management ausgerichtet. Speditions- und Transportunternehmen sowie Logistikdienstleister sind jedoch auch in der Zukunft auf die vertikale Lösung CAP.Transport angewiesen, damit ihr Geschäft im ERP System (Microsoft Dynamics AX) abgebildet werden kann. Das neue AX Modul setzt immer auf Lagertransaktionen auf, verfügt nicht über Transportaufträge und ermöglicht zum Beispiel weder eine detaillierte Touren-/Ressourcenplanung noch eine Verrechnung der erbrachten Speditionsdienstleistungen. Die klaren Aussagen vom Microsoft Product Management in Redmond (US) sowie dem R&D Team in Vedbæk (DK), dass AX auch in Zukunft nicht derartige Bereiche abdecken wird, sind beruhigend für CAPcargo. Eine notwendige Gewissheit, damit weiter in das Produkt investiert werden kann.

Transportplanung ausschlaggebend für Fabrikationsbetriebe Für Produktions- und Handelsunternehmen wird für das Management der Transportprozesse ein Entscheid weniger einfach sein. Erst die Praxis wird zeigen, wo sich die neuen Grenzen vom AX Standard R3 befinden. Zwei Tendenzen sind momentan absehbar:

– Unternehmen, welche die überregionalen/globalen Warenströme (auch zwischen mehreren Produktionsstandorten) koordinieren wollen, werden vermutlich mit dem R3 Standard gut bedient sein. Die tiefe Integration mit dem Lager wird dabei von entscheidender Bedeutung sein. Die effektive Transportabwicklung hat eine untergeordnete Priorität, denn hauptsächlich Subunternehmer (Speditionsunternehmen) führen die Transporte, Lieferung für Lieferung, in Eigenregie durch. Die neue Funktionalität, die preiswerteste Spedition für eine Sendung zu finden, unterstreicht diese Annahme.

– Produktions- und Handelsunternehmen, welche jedoch eine tatsächliche Kontrolle über die Transporte haben wollen, werden mit dem neuen Standard „nicht glücklich werden“. Eine detaillierte Tourenplanung und die unterschiedliche vertragliche Einbindung von Subunternehmen in die Logistikkette werden einfach zu schmerzlich vermisst. In diesen Fällen wird auch in Zukunft CAP.Trade&Distribution zum Einsatz kommen. Da die CAPcargo Lösung auf Verkaufs-, Einkaufs und Umlagerungsaufträgen aufsetzt, kann eine Anbindung an den AX Standard auch ohne aufwändige Konfiguration der neuen Lager- und Transportmodule erfolgen. Nichts desto trotz, eine gewisse Öffnung von CAP.Trade&Distribution wird unter R3 erfolgen, damit Kunden von R3 Features und CAPcargo Spezialitäten profitieren können.

Ebenfalls grünes Licht für CAP.warehouse? Mike Laib, zuständig für Marketing & Vertrieb innerhalb der CAPcargo:

„Nein, in keiner Art und Weise. Unsere Annahme, dass sich die WarehouseManagement Funktionalitäten im AX Standard über kurz oder lang grundlegend ändern müssen, hat sich als richtig erwiesen. Vor mehr als zwei Jahren haben wir aus diesem Grund entschieden, unser Produkt CAP.Warehouse nicht weiter zu entwickeln, bis Klarheit herrscht, wo sich Microsoft Dynamics AX positionieren wird. Dieser Entscheid war auf dem Markt nicht einfach zu kommunizieren.“

Neue Warehouse Management Lösungen für Logistikdienstleister basierend auf AX (3PL/4PL) werden für das Auftragsmanagement und die Verrechnung notwendig sein, können jedoch nun auf einer breiteren Basis für die Lagerbewirtschaftung abstützen.

Somit werden auch in Zukunft spezialisierte und integrierte Industrielösungen für Transport- und Warehouse Management von ISV-Partnern (Independent Software Vendor) zum Einsatz kommen, um die prozessspezifischen Anforderungen der Industrie an ein ERP System abzudecken.

Auf die CAPcargo Module werden die Logistikdienstleister vollumfänglich angewiesen sein. Dagegen können Produktions- und Handelsunternehmen ohne Transportplanung und ohne tiefgreifende Logistik-Anforderungen die neuen Module (TMS/WMS) von R3 einsetzen.